Die vollständige Geschichte von Skunk #1 – Eine Revolution in der Cannabiszucht

Die Anfänge in Kalifornien – Entstehung von Skunk #1 (Frühe 1970er Jahre)

In den frühen 1970er-Jahren befand sich die Cannabiszucht noch in einem experimentellen Stadium. Züchter in Nordamerika begannen, Landrassen aus verschiedenen Teilen der Welt zu sammeln und miteinander zu kreuzen, um neue, leistungsfähigere Sorten zu erschaffen. Eine der führenden Gruppen dieser Zeit war die Sacred Seed Co., die von Sam „The Skunkman“ (David Watson) angeführt wurde. Ihr Ziel war es, eine Sorte zu entwickeln, die die besten Eigenschaften der globalen Cannabis-Genetik vereint – hohe Erträge, eine kurze Blütezeit, starke Potenz und eine zuverlässige Stabilität von Generation zu Generation.

Für dieses Zuchtprojekt kombinierte die Sacred Seed Co. drei legendäre Landrassen-Cannabis-Sorten, die zu dieser Zeit weltweit als herausragend galten:

  1. Afghani (Indica) – Diese robuste Indica-Landrasse aus Afghanistan brachte eine dichte, kompakte Struktur, eine schnelle Blütezeit und eine hohe Harzproduktion mit sich.
  2. Colombian Gold (Sativa) – Diese Sativa-Variante aus Kolumbien war für ihre Widerstandsfähigkeit, ihr energetisches High und ihre goldgelben Blüten bekannt.
  3. Acapulco Gold (Sativa) – Eine mexikanische Sativa mit fruchtigen Aromen, stabiler Struktur und einer herausragenden Blütenqualität.

Durch die Kreuzung dieser drei Sorten entstand eine robuste, ertragreiche Hybridpflanze mit einer genetischen Zusammensetzung von etwa 75 % Sativa und 25 % Indica. Die neue Sorte erwies sich als außergewöhnlich widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und Krankheiten, lieferte gleichmäßige Erträge und besaß eine für damalige Verhältnisse hohe Potenz. Doch eines der auffälligsten Merkmale war ihr durchdringendes, stechendes Aroma, welches so intensiv war, dass es an ein Stinktier erinnerte – daher erhielt sie den Namen „Skunk #1“.


Die Einführung auf den kalifornischen Markt (1977–1979)

Nachdem sich Skunk #1 in den internen Tests der Sacred Seed Co. bewährt hatte, begann das Kollektiv zwischen 1977 und 1979, Samen an ausgewählte Grower in Kalifornien zu verkaufen. Trotz relativ hoher Preise wurden die Chargen jedes Jahr sofort ausverkauft. Skunk #1 machte sich rasch einen hervorragenden Ruf: Sie war nicht nur einfach anzubauen und hochpotent, sondern übertraf viele der damals erhältlichen Sorten auch durch ihre gleichmäßigen Blüteeigenschaften und hohen Erträge.

Während viele Cannabis-Grower in den 1970er-Jahren noch mit reinen Landrassen arbeiteten, die oft lange Blütezeiten hatten und schwer zu stabilisieren waren, bot Skunk #1 eine bis dahin ungekannte Konsistenz und Leistung. Die Pflanze ließ sich sowohl indoor als auch outdoor anbauen, was sie zur bevorzugten Wahl vieler Züchter machte.

Die Razzia gegen Sacred Seeds und Watsons Flucht nach Europa (1982)

Die rapide Verbreitung von Skunk #1 blieb den US-Behörden nicht verborgen. Im Zuge der zunehmenden Anti-Drogen-Kampagnen unter Präsident Ronald Reagan verstärkten die Strafverfolgungsbehörden ihre Maßnahmen gegen den Cannabis-Anbau. 1982 wurde die Sacred Seed Co. aufgespürt und von der Polizei zerschlagen.

Sam „The Skunkman“ Watson wurde verhaftet, doch nach kurzer Zeit gegen Kaution freigelassen. Die Behörden beschlagnahmten zahlreiche Pflanzen und Samen, doch Watson hatte vorausschauend einen Großteil seines Genpools an einem geheimen Ort versteckt. Schätzungen zufolge konnte er so rund 250.000 Skunk-#1-Samen retten.

Da ihm in den USA eine Verurteilung drohte, entschied sich Watson zur Flucht nach Europa. Sein Ziel war die Niederlande, wo die Duldungspolitik für Cannabis eine sicherere Umgebung für professionelle Züchter bot.

Skunk #1 erobert Amsterdam – Die erste große Hybrid-Sorte in Europa (1985)

Mit seiner Ankunft in Amsterdam brachte Watson seinen riesigen Vorrat an Skunk-#1-Samen mit sich. Er knüpfte rasch Kontakte zur lokalen Cannabis-Szene und verkaufte einen Teil seiner Genetik an Neville Schoenmakers, den Gründer von The Seed Bank, der ersten kommerziellen Samenbank Europas.

Watson erkannte das Potenzial der niederländischen Cannabis-Industrie und gründete 1986 seine eigene Samenbank „Cultivator’s Choice“, die eine der ersten war, die hochwertige Hybrid-Sorten in Europa verbreitete.

Skunk #1 setzte sich schnell als eine der führenden Sorten in den Katalogen niederländischer Samenbanken durch. Grower schätzten besonders:

  • die außergewöhnliche Stabilität der Pflanzen,
  • die kürzere Blütezeit,
  • den hohen Ertrag und
  • die gleichbleibend hohe Potenz.

Skunk #1 gewinnt den ersten High Times Cannabis Cup (1988)

1988 fand der erste High Times Cannabis Cup in Amsterdam statt – ein Wettbewerb, der die besten Cannabissorten auszeichnete. Skunk #1 gewann in der Kategorie „Beste Sorte“ und wurde damit zur ersten offiziell ausgezeichneten Hybrid-Sorte weltweit.

Dieser Erfolg katapultierte Skunk #1 in den internationalen Mainstream. Sie wurde als „Goldstandard“ für Cannabis-Hybriden angesehen, und ihre Genetik wurde rasch zur Grundlage für zahlreiche neue Züchtungen.


Bildquelle: https://softsecrets.com/en-US/article/sam-skunkman-cannabis-legend-has-died

Die Skunk-Explosion in Großbritannien – Die Entstehung von „Cheese“ (1988–1989)

Kurz nach ihrer Einführung in Europa verbreitete sich Skunk #1 auch in Großbritannien. Dort wurde um 1988/89 ein besonders intensiver Phänotyp von Skunk #1 entdeckt, der für sein durchdringendes käsiges Aroma berühmt wurde. Diese Pflanze erhielt den Namen „Cheese“ und wurde später von der Exodus-Community in Luton (England) verbreitet.

„Exodus Cheese“ wurde zu einer der bekanntesten Sorten Großbritanniens und spielte eine Schlüsselrolle dabei, dass „Skunk“ dort zu einem Synonym für besonders potentes Cannabis wurde.

Die 1990er Jahre: Skunk #1 als Fundament moderner Cannabiszüchtungen

Mit dem Beginn der 1990er-Jahre wurde Skunk #1 nicht nur ein Standard für Qualität und Ertrag, sondern auch eine der meistgenutzten genetischen Grundlagen für neue Züchtungen weltweit.

In dieser Zeit experimentierten Züchter intensiv mit Skunk-Genetik und nutzten sie als Basis für die Entwicklung neuer, stabiler Hybriden. Viele der heute legendären Sorten wurden mit Skunk #1 als genetischem Hauptbestandteil geschaffen. Dazu gehören unter anderem:

  • Shiva Skunk (Skunk #1 × Northern Lights) – Eine Sorte mit hohem Indica-Anteil, die die Kraft von Skunk mit der narkotischen Wirkung von Northern Lights kombinierte.
  • Jack Herer (enthält Skunk-#1-Genetik) – Ein Sativa-dominanter Hybrid mit einer einzigartigen Mischung aus Skunk, Haze und Northern Lights.
  • Critical Mass (Afghani × Skunk #1) – Eine kommerzielle Hochleistungssorte, die für massive Erträge und dichte, kompakte Blüten entwickelt wurde.
  • Cheese (britischer Skunk-#1-Phänotyp) – Eine aus Großbritannien stammende Selektion mit einem extrem intensiven, käsigen Aroma, das sich von anderen Skunk-Varianten abhob.

Parallel dazu brachten Seedbanks wie Sensi Seeds, Mr. Nice Seeds und The Seed Bank immer neue Skunk-basierte Kreuzungen auf den Markt, darunter Skunk Kush, Sensi Skunk und Super Skunk.

Die Beliebtheit von Skunk #1 war nicht nur in den Niederlanden ungebrochen – auch in Nordamerika, Großbritannien und Spanien verbreitete sich die Sorte rasant. Ihr gleichmäßiges Wachstumsverhalten, die schnelle Blütezeit und der markante Geruch machten sie zu einem festen Bestandteil der internationalen Cannabis-Szene.

Die 2000er Jahre: Skunk erobert Großbritannien und wird zum Synonym für starkes Cannabis

Während die 1990er Jahre von der zunehmenden Popularität von Skunk #1 geprägt waren, erlebte Großbritannien in den 2000er-Jahren eine wahre Skunk-Welle.

Mitte der 2000er-Jahre dominierten Skunk-Abkömmlinge den britischen Cannabismarkt. Während in den Jahrzehnten zuvor noch viele importierte Sorten aus Jamaika, Marokko oder Pakistan konsumiert wurden, setzte sich nun zunehmend hochpotentes, in Indoor-Anlagen angebautes Skunk-Cannabis durch.

Diese Entwicklung führte dazu, dass der Begriff „Skunk“ in Großbritannien fortan als Synonym für extrem starkes Cannabis verwendet wurde – unabhängig davon, ob es sich tatsächlich um eine Skunk-Genetik handelte oder nicht.

Die britische Regierung reagierte auf die steigende Verbreitung mit verschärften Maßnahmen. Zwischen 2002 und 2008 stieg der Anteil von beschlagnahmtem Skunk-Cannabis von etwa 30 % auf 80 %.

2009 wurde Cannabis von der britischen Regierung wieder von Klasse C auf Klasse B hochgestuft, was strengere Strafen für Anbau und Besitz nach sich zog. Als Hauptgrund für diese Maßnahme wurde explizit das hohe Potenzial von Skunk-Cannabis genannt, das als „eine viel stärkere Droge als in früheren Jahrzehnten“ beschrieben wurde.

Die 2010er Jahre & Gegenwart: Skunk #1 als zeitloser Klassiker der Cannabis-Welt

Trotz der regulatorischen Maßnahmen bleibt Skunk #1 auch im 21. Jahrhundert eine der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Cannabissorten.

Viele Original-Genetiken aus den 1980er- und 1990er-Jahren sind heute noch bei renommierten Samenbanken wie Sensi Seeds erhältlich. Gleichzeitig haben sich zahlreiche neue Weiterentwicklungen auf Basis der ursprünglichen Skunk-DNA etabliert:

  • Early Skunk – Eine für kältere Klimazonen optimierte Version mit früher Blütezeit.
  • Lemon Skunk – Eine zitronenaromatische Skunk-Variante von Green House Seeds.
  • Orange Bud & Euforia – Skunk-Selektionen von Dutch Passion mit fruchtigen Terpenprofilen.

Auch heute noch setzen viele moderne Hybridzüchter auf Skunk-Genetik, da die Sorte nach wie vor für Zuchtstabilität, Ertragssicherheit und Widerstandsfähigkeit steht. Besonders in der kommerziellen Cannabisproduktion wird Skunk #1 oft als Mutterpflanze für neue Hybrid-Sorten genutzt.

Der Tod von Sam „The Skunkman“ Watson – Abschied von einer Cannabis-Legende

Am 27. Januar 2025 verstarb David Paul Watson - "Sam The Skunkman“, im Alter von 75 Jahren. David war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der modernen Cannabiswelt und hinterließ ein unverkennbares Vermächtnis als Pionier der Cannabis-Hybridzucht.

Zum Zeitpunkt seines Todes befand er sich gemeinsam mit seiner Frau Diana, mit der er 54 Jahre verheiratet war, auf dem Weg zu einem Besuch bei ihrem langjährigen Freund Todd McCormick, einem bekannten Cannabis-Aktivisten und Züchter. Die genaue Todesursache wurde in den verfügbaren Berichten nicht näher erläutert, doch sein Ableben hinterlässt eine tiefe Lücke in der globalen Cannabis-Community.

Watson prägte die Cannabiswelt vor allem durch die Entwicklung von Skunk #1, einer der ersten stabilen Hybridsorten, die den Grundstein für unzählige moderne Züchtungen legte. Seine Arbeit bei der Sacred Seed Co. in den 1970er-Jahren, sein Einfluss auf die niederländische Samenbank-Szene und seine Rolle in der genetischen Erforschung von Cannabis machten ihn zu einer Schlüsselfigur in der Evolution der Hanfpflanze.

Über Jahrzehnte hinweg setzte er sich nicht nur für die Züchtung, sondern auch für die wissenschaftliche Erforschung der Pflanze ein. Seine Leidenschaft für Genetik, Anbauoptimierung und die Erhaltung von Landrassen war unermüdlich, und er war maßgeblich an der Verbreitung vieler bekannter Sorten beteiligt.

Mit seinem Tod verliert die Cannabiswelt einen Visionär, einen Pionier und einen leidenschaftlichen Züchter, dessen Arbeit bis heute in nahezu jeder modernen Cannabis-Sorte weiterlebt. Sein Vermächtnis bleibt unvergessen, und sein Einfluss wird auch in den kommenden Generationen von Züchtern und Konsumenten spürbar sein.

Danke David


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